Renntraining & Rennen im Doppelpack / Teil 2: Brno / Brünn mit Valentinos

Teil 2: Brünn/Brno

(Der erste Teil des Berichts mit den Ereignissen vom Pannoniaring ist hier zu finden)

Für die Reise in die Tschechische Republik nach Brünn/Brno hatten wir 2,5 Stunden geplant – was leider deutlich länger dauerte, da unser Navigationsgerät leider nur die Strecke über die Landstraße kannte (ein guter Teil der Autobahnstrecke war wohl noch nicht im Kartenmaterial enthalten). Als uns das klar wurde, haben wir stattdessen Google Maps verwendet und sind dann auch wohlbehalten und ohne größere Umwege angekommen. Um nicht mitten in der Nacht noch alles ausladen und aufbauen zu müssen, hatte Stefan schon ein Motel für uns gebucht (vielen Dank noch mal!). Das Motel Kobero liegt nur 5 min. von der Rennstrecke entfernt und ist durchaus empfehlenswert. Die Nacht kostet je Doppelzimmer inkl. Frühstück ca. 50 EUR, die sich auf jeden Fall gelohnt haben.

Am nächsten Morgen konnten wir dann endlich auf die schönste mir bekannte Rennstrecke, wo noch 2 Wochen vorher Valentino Rossi, Casey Stoner und der Rest der MotoGP-Elite gefahren sind.

Und wo hinter dieser schäbigen Tür die Ergebnisse festgelegt wurden 🙂

Hinter der Tür passierten bei uns bisweilen seltsame Dinge – aber dazu später mehr.

Kleine Randnotiz: Dort war Jorge Lorenzo im Qualifying als letzter gewertet worden mit einer 2.23.701. Ich bin im Rennen am Mittwoch dann eine 2.22.629 gefahren, also eine gute Sekunde schneller als der mehrfache 250ccm Weltmeister und MotoGP Sieger! – gut, er hatte große Reifenprobleme und, vielleicht auch nicht ganz unwichtig: Er ist die Zeit im Regen gefahren, ich im Trockenen 🙂

Also, Spass beiseite: Ist schon unglaublich, was die Profis dort für Zeiten fahren. Dennoch fand ich ebenso beeindruckend, dass einige der Amateurfahrer auf der Veranstaltung durchaus mit Zeiten um die 2.08 glänzen konnten – das ist gar nicht mehr Lichtjahre entfernt von den rund 2.00, welche die “schlechteren MotoGP Fahrer” so schaffen.

Nicht eben Vertrauen erweckend waren zumindest meine Zeitmessungen: Plötzlich tauchten auf meinem Zeitenzettel Rundenzeiten auf, die mich erstmal einen Luftsprung machen ließen…9 Sekunden schneller soll ich geworden sein im letzten Turn. Etwas Realismus war aber geblieben, sodass ich starke Zweifel hegte. Ach so, klar, die Runde vor meinem angeblichen Rekord war ich exakt 8.91 sek. gefahren? Und die Runde danach auch, gefolgt von einer weiteren Rekordrunde? Nein, das erschien (leider) wenig plausibel.

Der Veranstalter (Bimota Club, eingebucht hatte sich dort auch Valentinos als Co-Veranstalter, der aber keinen Einfluß auf irgendetwas zu haben schien) zeichnete sich durch stetige Nichteinhaltung des Zeitplans und ziemlich verrückte Ideen aus: Ist es beim Rennen schon arg ärgerlich, pünktlich mit vorgeheizten Reifen an der Boxenausfahrt zu stehen und dann fast 10 min. warten zu müssen (während die Reifen auskühlen und wieder unter die Betriebstemperatur sinken), so ist ein freies Fahren ohne jegliche Gruppeneinteilung gemeingefährlich. Es waren gleichzeitig die blutigen Anfänger (mit Zeiten von bis zu 3 min.!) und die Schnellsten (mit Zeiten von 2.08 u.ä.) auf der Strecke – unfassbar, dass so wenig passiert ist.

Bei einer eilig anberaumten Fahrerbesprechung gegen Mittag des ersten Tages wurden die Fahrer dann ermahnt, gerade beim Überholen mehr Rücksicht walten zu lassen – und der aus dem Teilnehmerfeld kommende Vorschlag, endlich eine Gruppeneinteilung vorzunehmen, wurde geflissentlich ignoriert.

Wenn das beim Bimota Club so üblich ist und man mit Traditionen nicht brechen wollte, bitteschön.

Das eigentliche heftige Ärgernis für uns war aber ein anderes: Bei der Anmeldung für die Events (Pannoniaring & Brünn/Brno) hatte Valentinos mit keinem Wort erwähnt, jeweils nur Co-Veranstalter ohne jegliches Mitspracherecht zu sein. Auch für das Event in Brünn wurde die gewünschte Gruppeneinteilung abgefragt, sodass die Überraschung vor Ort dann groß war. Ich bevorzuge es in der Tat, vorher zu wissen, was ich später bekomme – insbesondere bei den ja nicht eben geringen Kosten für so eine dreitägige Veranstaltung. Fazit für mich: Das Valentinos Team ist furchtbar nett und auch gut organisiert – aber als Veranstalter für mich fallen die netten Schweizer in jedem Falle aus.

Trotz dieser unschönen Situation hatte ich unfassbar viel Spaß am Fahren. Nach dem nicht ganz befreiten Gefühl am Pannoniaring (s.o.) war Brünn dann wunderbar: Die Strecke ist so breit, dass man im Notfall meist noch genug Platz zum Korrigieren hat und bietet nicht zuletzt jede Menge Raum zum Überholen (was man bei Verzicht auf eine Gruppeneinteilung entsprechend dauernd machen musste…).

Der neue Asphalt wurde im Vorfeld als sehr belastend für die Reifen beschrieben, was ich nicht so recht bestätigen kann. Mein Vorderreifen (Dunlop KR 106) hielt nun problemlos schon das dritte Event durch, die Hinterreifen verschlissen normal. Lediglich die Knieschleifer schmolzen nur so dahin, sodass die 3 Tage auch 3 Paar Schleifer kosteten, obwohl ich das Knie eigentlich meist wieder etwas einziehe, sobald es Bodenkontakt hatte.

Trat die Frage nach dem Materialverschleiß mal einen Moment in den Hintergrund, so blieb Fahrfreude pur. Die neue Asphaltdecke ist recht fein, bietet endlos Grip und hat fast alle der bisherigen (wenigen) Bodenwellen in Brünn bis zur Bedeutungslosigkeit verdeckt. Ich wüsste nicht, wie oder wo Motorradfahren schöner sein könnte 🙂

Beim letzten (und ersten) Besuch auf der Traditionsrennstrecke war ich mit meiner alten Yamaha R6, so meine ich, eine 2.27 gefahren. In den Trainingssessions konnte ich das trotz des dichten Verkehrs auf eine 2.25 reduzieren, das gleiche Ergebnis stand nach dem Qualifying auf dem Zeitenmonitor. Nicht so schlecht, aber auch noch nicht rekordverdächtig.

Die nächste Unschönheit der Veranstaltung war dann die Rennorganisation. Das Rennen wurde in 3 Klassen gefahren, was normalerweise dann bedeutet, dass 600er, 750er und V2-Bikes sowie 1000er jeweils getrennt starten und gewertet werden. Hier war aber alles anders: Es gab eine Klasse für Mitglieder des Bimota Clubs auf Bimoto, eine für Clubmitglieder auf anderen Maschinen und eine für “alle anderen”.

Es sollten also 600er mit 1000ern zusammen starten und allen ernstes zusammen gewertet werden und dass auf einer Strecke, wo die Leistung der 1000er so eine wertvolle Rolle spielt? Unfassbar aber wahr, so geschah es dann auch.

Ich konnte mir meine Chancen aufgrund dieser Tatsache und des großen Abstands der schnellen Fahrer also vorher schon ausrechnen. Sie betrugen ungefähr 0,00%.

Ich startete dann aus der drittletzten Reihe – in einem ungewohnt großen Fahrerfeld von ca. 55 Startern (!). Beim Start machte ich einige Plätze gut (haben die anderen eigentlich früher nie Ampelrennen mit der 80er gemacht?), habe aber dann in der Anbremszone der ersten zwei Kurven wieder einige Fahrer vorbeigelassen. 55 Fahrer, die gleichzeitig auf eine Kurve zufliegen – das war mir etwas zu eng für ein Rennen, in dem es um nichts geht. Erstaunlicherweise passierten trotz des Gedrängels recht wenig Stürze und nach einer anfänglichen Phase mit Rückstaus vor jeder Kurve zog sich das Feld dann auch etwas auseinander. Da ich ja nur unter ferner liefen ins Ziel kam, wäre „das Rennen meines Lebens“ sicher eine etwas dick aufgetragene Formulierung. Fakt ist aber, dass ich sehr nette Zweikämpfe hatte, ich die alle für mich entscheiden konnte. Und am Ende ist es für den Fahrspaß fast egal, ob man um Platz 5 oder um Platz 45 kämpft – wichtig ist, die Oberhand zu gewinnen.

Ich konnte einige Fahrer mit schnelleren Bikes (Honda CBR 1000 RR oder Yamaha R1) schnappen und hatte die Freude, Daniels „Unfallpartner“ vom Pannoniaring zu schlagen. Sehr cool war das – ich hatte die ganze Zeit im Kopf „den musst Du schnappen, das muss einfach klappen…“ – und nach 3 Runden, in denen ich immer näher kam, war es dann endlich auch soweit. Beim Anbremsen vorbeigeschlüpft, konnte ich recht schnell einen kleinen Vorsprung halten, der auch bis zur Zielflagge bestehen blieb. Erstaunlich fand ich, dass die Überholten i.d. Regel nicht zum Gegenangriff bliesen. Wenn ich überholt werde, versuche ich natürlich sofort, mich zu revanchieren, das ist doch Ehrensache 🙂

Die Platzierung konnte mir dann am Ende nichtmal der Veranstalter sagen (unfassbar…), das spielte aber auch keine Rolle. Wichtig für mich war, dass ich im Rennen noch einige Sekunden gefunden habe und in der vorletzten Runde dann eine 2.22.629 fahren konnte – meine bisher beste Zeit in Brünn/Brno. Interessant wäre noch, wie schnell die allerletzte Runde geworden wäre, wenn ich mich nicht im Tal noch so grandios verbremst hätte. Ich bin mit schlingerndem Motorrad so zielstrebig auf das Kiesbett zugefahren, dass die Streckenposten schon losgelaufen sind 🙂 Ein kurzes Selbstgespräch („Umlegen!!!!“) später habe ich die Kurve dann aber dennoch im weiten Bogen nehmen können. Trotz dieses Fehlers hatte ich nur ca. 1 sek. verloren, die Runde kann also so schlecht nicht gewesen sein…

1 Trackback / Pingback

  1. RaceMoto.com Blog - Infos über MotoGP, IDM, Superbike WM (SBK) und Bikes von Suzuki, Yamaha, Honda, Kawasaki und Ducati… » Blog Archive » Renntraining & Rennen im Doppelpack / Teil 1: Pannoniaring mit Valentinos

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*