Eine traumhafte Woche war das am Pannoniaring. Den ersten Teil des Berichtes (für die Tage vom 23.-27.6.) hatte ich ja bereits hier veröffentlicht, nun folgen die Ereignisse des Samstags und Sonntags, bevor es dann leider wieder gen Heimat ging:
Am Samstag standen neben dem freien Training 2 Rennen auf dem Programm: Das 600er Rennen (Supersport, was bei Pro Speed “Race Sport Bikes” heisst, warum auch immer…) und das 3h-Rennen. Mitgefahren bin ich beide, jedoch ohne Pokalgewinn, um das schonmal vorweg zu nehmen. Das Niveau beim sogenannten “Race Event” ist auf jeden Fall um einiges höher als beim “Perfection Event”, was von Montag bis Donnerstag ging, so viel ist klar.
Im Supersport Rennen bin ich mit der alten Maschine (2001er Baujahr R6) gefahren – interessanterweise habe ich hiermit auch trotz geringerer Leistung und weiterer theoretischer Nachteile gegenüber des anderen Bikes (2007er Baujahr) die beste Zeit der ganzen Woche gefahren (eine hohe 2.12er). Dies reichte jedoch nur für einen 18. Platz (im Perfection Event war ich auf Platz 9 gefahren). Ich stand auf Platz 21, konnte dann wie gewohnt beim Start einige Plätze gutmachen. Leider war ich wie beim Rennen am Donnerstag von links aussen gestartet, sodass es in der ersten Kurve recht eng wurde. Da ich i.d. Regel nicht gerade “mit dem Messer zwischen den Zähnen” fahre und nicht “bedingungslos reinhalte”, kostete das dann natürlich wieder 2 Plätze. Die meiste Zeit fuhr ich in der Folge allerdings ein recht einsames Rennen: Ab Rennmitte war der Vordermann für mich ebenso uneinholbar wie ich für meinen Verfolger. Der 18. Platz war am Ende ein durchaus zufrieden stellendes Ergebnis – in dem Starterfeld hätte ich mir weniger ausgerechnet. Ich habe das Rennen komplett per Videokamera aufgezeichnet, das Video stelle ich in Kürze noch hier ein.
Der Nachmittag wurde dann vor allem zur Erholung genutzt – und dazu, Jochen zur Teilnahme am 3 Stunden Rennen zu bewegen. Als das geschafft war, haben wir uns erstmal zur Strategie abgestimmt. Da ich meist (gerade bei den Temperaturen) nach 20 min. Fahrtzeit bereits abbaute, wollte Jochen längere Turns von 40 min. fahren – so würden wir nicht zu viel Zeit mit Wechseln verlieren und ich hätte genug Zeit zur Erholung. Zu unserer Erleichterung fanden wir noch einen dritten Fahrer (auch André, auch Yamaha R6), der uns unterstützen wollte. Naja, “wir haben ihn überredet” wäre treffender, aber das Ergebnis zählt – er war dabei.
Harry war so nett, Boxenluder und Teamchef zu spielen, er hat sich also um das Timing gekümmert, hat die Boxentafel rausgehalten und den Ablauf koordiniert (Vielen Dank nochmal!).
So ein Langstreckenrennen hat auf jeden Fall seinen ganz besonderen Reiz. Für mich war es ja das erste Mal und die Begeisterung kam umgehend. Es ist extrem aufregend, wenn zur normalen Rennsituation noch die Aufregung des Boxenstopps und des Fahrerwechsels hinzu kommt. Dann noch die Stimmung in der Boxengasse, wo sich alle Teams aufhalten, wo man die Fahrerwechsel, die Strategien und auch mal die Probleme der anderen mitbekommt. Ganz, ganz grosses Kino ist das 🙂
Ich sollte als recht guter Starter den ersten Turn fahren. Zu einem guten Starter gehört leider aber auch, pünktlich in der Startaufstellung für den Le Mans Start aufzutauchen, was ich leider verbockt habe. Super, ich musste also aus der Boxengasse dem Feld hinterherfahren. Dabei habe ich versucht, so halbwegs alles zu geben, ohne gleichzeitig allzu viel Risiko einzugehen und so das Teamergebnis durch einen Sturz zu gefährden. Nun gut, das ganze Feld konnte ich naturgemäß nicht einholen, dafür waren da zu viele Fahrer, die ohnehin deutlich schneller als ich unterwegs waren. Einige der Nachzügler konnte ich aber zumindes einholen, sodass ich mich beim ersten Wechsel nicht zu schämen brauchte und so übergab ich nach ca. 25 min. Fahrtzeit völlig erschöpft (es waren auch um 18.00 noch ca. 35°!) an den nächsten Mitstreiter. Dieser war nach ca. 20 min. ebenso bedient, sodass Jochen dann einen etwas längeren Turn fahren konnte bzw. fahren musste.
Jochen kam dann gerade zum Fahrerwechsel in die Box, als eine unfallbedingte Safety Car Phase begann. Das war unsere Chance, ein paar Meter auf die anderen Teams gut zu machen. Gesagt -getan: Ich übernahm und fuhr so schnell ich konnte, bis ich das komplette Feld eingeholt hatte. Hinter mir sammelten sich weitere Fahrer und es folgten 2-3 sehr entspannte Runden mit ca. 60 km/h hinter dem Safety Car, bis es wieder ernst und die Strecke erneut freigegeben wurde.
Das ganze lief dann wie gewohnt: Einige konnte ich überholen, einigen konnte ich absolut gar nichts entgegen setzen. Als ich dann wieder in der Box übergab, war meine reguläre Einsatzzeit erfüllt. Ich habe sicherheitshalber dennoch die Reifenwärmer wieder aufgezogen – da die Kollegen aber sturzfrei blieben, musste ich nicht erneut fahren. Ich habe mich dann zu unserem “Boxenluder & Teamchef” Harry an die Boxenmauer gestellt und den Verlauf des Rennens beobachtet. Der Blick auf die Zwischenzeiten lies mich tolles ahnen: Wir waren 7. in unserer Klasse, ich freute mich schon auf einen weiteren Pokal – wurde aber später von der harten Realität des “RaceEvent-Reglements” eingeholt. Wir waren am Ende um die goldene Ananas gefahren, was aber kein Problem war, schließlich hatte das Rennen irrsinnig Spaß gemacht 🙂
Am folgenden Sonntag stand noch ein 17 Runden Rennen in den 3 Klassen (also 600er, 750er und 1000er) an. Nachdem ich lange hin- und herüberlegt habe, ob ich überhaupt teilnehmen sollte, rollte ich gegen 10:00 Uhr in die Startaufstellung. Qualifiziert hatte ich mich nur für Startplatz 21, eine reelle Chance auf eine gute Rennplatzierung hatte ich also ohnehin nicht. Ich habe dann beim Start keine besonders gute Leistung gezeigt und bin nicht wie gewohnt einige Plätze nach vorne gefahren. Somit hiess es, dem größten Teil des Feldes hinterher zu fahren. Dabei bin ich wohl etwas übermotiviert gewesen, sodass ich bereits die erste Runde nicht zu Ende fahren konnte. In Kurve 10 habe ich das Gas etwas zu früh oder zu ungelenk aufgezogen – und das mochte der mittlerweile 3 Tage alte Slick bei den Temperaturen nicht mehr so recht. Wenn ich das recht in Erinnerung habe, fing der Reifen in der Kurve an zu rutschen und fing sich (leider) plötzlich wieder – ein klassischer Highsider, wenn auch glücklicherweise nur ein kleiner. Ich bin auf jeden Fall vor dem Motorrad her gerutscht, dabei ein paar Mal auf alle Körperseiten aufgeschlagen und bin dann auf der Wiese liegen geblieben. Nach so einem Sturz bleibt dem Normalsterblichen ja erstmal die Luft weg, während der Phase habe ich aber dennoch versucht, aus der Gefahrenzone “zu krabbeln”. Als ich wieder besser atmen konnte, bin ich dann aufgestanden, habe mit dem herbeigeeilten Streckenposten meine Yamaha R6 aus dem Weg geräumt und habe auf den “Lumpensammler” bzw. “Schandwagen” (also den “Rennstrecken-Abschleppwagen”) gewartet.
Im Grossen und Ganzen habe ich aber Glück gehabt: Mir ist, soweit ich das bisher abschätzen kann, nichts schlimmes passiert (“nur” kleinere Prellungen rundum, Schwellungen bzw. größere Prellungen an Rippen, Knöcheln und Hüfte…). Sowas kann definitiv deutlich unangenehmer ausgehen und auch mal mit einem Krankenhausaufenthalt enden, also bin ich froh über den Ausgang. Schade ist natürlich die neue Optik meines Motorrads:
Erste Bestandsaufnahme: Tank und Verkleidung defekt, Lenkerstummel und Bremsleitung abgerissen, Bremspumpe gilt es zu prüfen, könnte auch etwas abbekommen haben. Nicht schön, aber glücklicherweise auch keine Katastrophe.
Nachdem ich mich ein paar Stunden ausgeruht hatte, haben Daniel und ich eingepackt, noch das EM Finale Deutschland-Spanien bis zum bitteren Ende ertragen und sind dann die 10 Stunden Fahrt gen Köln angetreten. Dank der auf dem Photo zu sehenden Hilfsmittel hat das dann auch gut geklappt…
Als nächstes stehen dann direkt nacheinander 2 Events im August an: Brünn (Brno) in der Tschechischen Republik und dann erneut nach Ungarn zum Pannoniaring. Ich sollte mich ranhalten, die Yamaha R6 bis dahin wieder einsatzbereit zu haben 🙂
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