2. Bördesprint Oschersleben (4.6.2011) mit dem MSF Sauerland

Nach den ersten kurzen Meldungen zum Bördesprint folgen hier noch ein paar ergänzende Zeilen.

So viel vorab: Das Langstreckenrennen (6 Stunden) hat mir von allen bisherigen Rennen mit Abstand am meisten Spaß gemacht. Aber der Reihe nach…

Am Donnerstag abend erst einmal das übliche Vorgeplänkel – Motorräder nebst diversen Kisten mit Werkzeug, Ersatzteilen, Kleinkrams und nicht zuletzt ein paar Satz Reifen einladen, auf die Autobahn, erst am Ziel den Fuß vom Gaspedal nehmen, ausladen. Das Kabro Team war bereits vor Ort und begrüßte uns mit Mühlen Kölsch – wunderbar, zu Hause so weit von zu Haus entfernt 😉

Da es in unserem kleinen Transporter zu zweit doch etwas eng gewesen wäre, haben wir uns Zimmer in der Pension an der Rennstrecke (was keine Ortsbeschreibung ist, sondern tatsächlich der Name) genommen. Das Haus bietet meines Erachtens faire Preise (69€ für ein Doppelzimmer, 45€ für ein Einzelzimmer, jeweils mit Frühstück), saubere Zimmer und nicht zuletzt eine gute Auswahl am Frühstücksbuffet. Wenn es noch guten italienischen Kaffee gäbe, wäre es perfekt…

Bisher hatte ich immer noch die Anschaffung eines Wohnwagens im Kopf, so langsam halte ich das gar nicht mehr für allzu sinnvoll: Wenn es da was vernünftiges & sauberes werden soll, wird man unter ca. 5.000€ nicht auskommen – und für den Preis kann man wirklich viele, viele Male den Komfort einer günstigen Pension genießen. Tja, man wird älter und bequemer 😉

Freitag, 3.6.2011

Der Freitag bot dann mit bestem Wetter einen perfekten Auftakt für den Bördesprint. Gute 25°, wenig Wind, mit viel Pausenzeiten geplante 5 über den Tag verteilte Turns – Herz, was willst Du mehr?

Für mich war in der Tat eitel Sonnenschein angesagt, für Daniel sah das leider ein wenig anders aus. Seine Honda CBR 600 RR wollte nicht so recht Leistung abliefern. Normalerweise ist Daniel immer einige Sekunden schneller als ich unterwegs und beschleunigt ein gutes Stück früher aus den Kurven. Das tat er auch in Oschersleben, nur brachte dies deutlich weniger. Einen Prüfstand brauchte man also nicht, um die Diagnose Leistungsmangel zu stellen. Er hat dann über den Tag verteilt einiges probiert, aber leider das Problem nicht lösen können.

Wir hatten also schon am Freitag den ersten Ausfall mit technischem Defekt zu beklagen, was unser Team für meinen Geschmack zu stark dezimierte – schon die Idee, zu zweit das 6h Rennen fahren zu wollen, fanden wir ja recht gewagt. Alleine wäre es nicht mehr nur gewagt, sondern total lächerlich gewesen. Ich habe dann zuerst mit dem Veranstalter geklärt, ob wir ggf. die Nenngelder erstattet bekommen könnten. Das Team vom MSF Sauerland (der übrigens ein klasse Event ausgerichtet hat) war glücklicherweise so nett, unserer Bitte zu entsprechen. Hierfür bei der Gelegenheit nochmal meinen herzlichen Dank, sehr fair!

Kurze Zeit später hatte ich erneut Glück: Eines der Kabro Teams war nur zu zweit genannt und hat mich netterweise für den Bördesprint mit ins Team genommen. An der Stelle herzlichen Dank & Gruss an Sascha (Luy) und Thomas (Blunk).

Somit war die Teilnahme am Rennen gesichert und es standen nur noch der Bezug der Box und die letzten Vorbereitungen am Motorrad (u.a. Wechsel ds Hinterreifens auf einen profilierten 190er Dunlop D209) an. Den Abschluß machte dann die technische Abnahme, die bei der Veranstaltung sogar halbwegs ihren Namen verdiente. Bei einem Teilnehmer wurde von den DMSB Kommissaren sogar allen Ernstes für die Dauer der Veranstaltung der Helm eingezogen, weil er das zulässige Alter überschritten hatte (!). Mein Motorrad war sauber und gut vorbereitet, der Helm erst eine Saison alt, entsprechend hatte ich keine Probleme und bekam schnell den Abnahme-Aufkleber.

Samstag, 4.6.2011

Am Samstag sollte es dann endlich ernst werden, das erste 6h Rennen, der erste Bördesprint. Nebenbei: Warum man eigentlich ein 6h- oder sogar 8h-Rennen euphemistisch mit “Sprint” betitelt, wird wohl auch immer das Geheimnis des MSF Sauerland bleiben…

Schon am Vorabend hatten wir die Strategie besprochen: Sascha sollte starten, dann sollte jeder möglichst 1 Stunde durchfahren bzw. so lange der Tank hält. Damit sollten wir, so der Plan, mit nur 5 Fahrerwechseln zurecht kommen. Konstanz statt Rekordzeiten sollte im Rennen dann die Richtschnur für uns sein.

Sascha fuhr die schnellsten Zeiten unseres Teams und hatte sich recht schnell einige Plätze nach vorne gearbeitet, als er nach ca. 60 min. reinkam und ich ihn ablöste. Die genaue Positionierung wurde dann aber schnell unübersichtlich. Alle Klassen fahren ja zusammen, hinzu kommen die Fahrerwechsel, Überrundungen etc. – ohne Zeitenmonitor oder Ausdruck der Transponderauswertungen hat man keine Chance mehr, den Überblick zu bewahren. Ergo konnte ich im Verlaufe meines Turns auch nicht mehr sagen, wo wir nun stehen.

Apropos stehen: Das ging nach dem ersten Turn auch kaum noch. Ich bin die ersten Runden offensichtlich zu verkrampft und hektisch angegangen, sodass ich schon nach knapp 30 min. mit Krämpfen in den Waden und Oberschenkeln zu kämpfen hatte. Einem mich in der Triple-Links überholenden Fahrer konnte ich dann nur noch durch einen Ausflug ins Kiesbett ausweichen, spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich zwar hellwach, aber auch der Kraftreserven beraubt. Bei der übernächsten Runde habe ich der Boxencrew dann den anstehenden Wechsel angezeigt und bin dann rausgefahren. Thomas musste also überraschend eine halbe Stunde eher übernehmen, somit war der abgestimmte Zeitplan dank konditioneller Schwächen schon nur noch Makulatur…

Ich habe dann die knapp 2h Pausenzeit damit überbrückt, mich mit Magnesiumpulver und isotonischen Getränken wieder fit zu machen und einen neuen Vorderrreifen (Dunlop KR106) aufzuziehen.

Während meiner Einsatzpausen ergab sich jeweils auch die Gelegenheit, die spezielle Atmosphäre beim Langstreckenrennen zu genießen:

Die Spannung bei den Fahrerwechseln (es waren mit unserem 3 Teams in der Box, alle unterstützt bzw. organisiert von Kabro), die großartigen Helfer aus unseren Teams, die verläßliche Crew an der Boxenmauer – all das machte eine ganz besondere Stimmung aus und machte extrem viel Spass.

Thomas wurde plangemäß von Sascha abgelöst, beide fuhren ihren Tank leer und blieben somit ca. eine Stunde auf der Strecke. Während Saschas Turn gab es noch einen vollkommen überflüssigen und brandgefährlichen Unfall während der Safety Car Phase (!) – kaum zu glauben, bis heute verstehe ich nicht recht, was eigentlich geschehen ist. Aber in Zeiten von Youtube und Handykameras kann man sich das ganze auch nochmal ansehen:

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=jtrxunppzxY[/flash]

Zum Glück war unser Fahrer nicht betroffen (und auch die Verunfallten sind wohl halbwegs glimpflich davon gekommen). Das Rennen wurde dann für ca. eine halbe Stunde unterbrochen, während dessen waren die Fahrer komplett im Parc fermé.

Sascha fuhr seinen Turn dann noch zu Ende und übergab wieder an mich. Hoch motiviert, diesmal die Stunde durchzufahren, übernah ich meine “zweite Schicht”. Ich fuhr durchweg recht konstante Zeiten von ca. 1:45 bis 1:48, je nach Verkehr auf der Strecke. In diesem Turn klappte es auch deutlich besser, unverkrampft einfach Runde für Runde abzuspulen – entsprechend funktionierte der Körper deutlich besser und die Kondition reichte problemlos. Das Fahrradfahren nützt also wohl doch, prima.

Während meines Einsatzes gab es dann wieder einen Sturz in etwas ungünstiger Lage, sodass eine weitere Safety Car Phase eingeleitet wurde. Das Safety Car fuhr quasi neben mir auf die Strecke, sodass ich eventuell noch hätte vorbeiziehen können. Das tat ich leider nicht und vergab somit die Chance, eine Runde auf die Führenden aufzuholen. Hätte ich den Wagen noch überholt, hätte dies natürlich auch eine Stop-and-Go Strafe bringen können und hätte vor allem verhindert, dass ich das Rennen einige Runden anführe 🙂

Als das Safety Car dann die Strecke verließ, waren die Fahrer hinter mir entweder eingeschlafen oder hatten zu viel Sorge, dass die Reifen abgekühlt sein könnten. Beides traf bei mir nicht zu, sodass ich quasi “um mein Leben” fuhr und somit das erste Mal in meinem Leben einige Führungskilometer fahren konnte…. Wobei ich allerdings schon nach Ende Start/Ziel damit gerechnet hatte, von den Führenden rechts & links überholt zu werden, was allerdings überraschend spät geschah, erst in der Hasseröder Kurve war es dann vorbei mit der schönen Situation.

Nach fast einer Stunde war dann mein Tank leer und ich fuhr raus – in der (irrigen) Annahme, dass ich hiermit meine Schuldigkeit getan hätte. Thomas übernahm regulär, danach wäre Sascha dran gewesen. Saschas Kühler wurde jedoch undicht, sodass ich von ihm einen lustigen Plan kommuniziert bekam: Nach Thomas würde ich erneut übernehmen, in der Zeit bauen die Jungs aus den 2 Motorrädern eines (so etwas wie Saschas Motorrad mit Thomas Kühler oder so), winken mich dann ab und Sascha übernimmt für den letzten Turn. Gesagt, getan. Schon nach 15-20 min. sah ich die wild geschwenkte Dunlop Mütze an der Boxenmauer und fuhr raus. Sascha gab auf den letzten Metern noch einmal alles und fuhr das Rennen dann ins Ziel.

Fazit:

  • viele fahren viel schneller
  • viele fahren viel langsamer
  • ich kann auf meinem Niveau über eine recht lange Zeit sehr kontante Runden fahren
  • wir sind am Ende 6. in unserer Klasse (600er, Klasse 3 also) geworden – von 8 Starten, also kein allzu berauschendes Ergebnis
  • in der Gesamtwertung war das ein 25. Platz von 50 Startern (klingt schon besser)
  • hätten wir uns mit den 600ern in der Klasse “bis 750ccm” angemeldet, hätten wir den ersten Platz gemacht 😉
  • eines der Teams aus unserer Box hat mit einem 3. Platz in unserer Klasse zumindest die Team-Ehre gerettet (Glückwunsch an Abu und Christian!)
  • mit einer 1:45:39 habe ich mich gut 3 Sekunden seit meinem ersten (und bisher einzigen) Besuch in Oschersleben verbessert
  • Langstreckenrennen sind großartig

Impressionen vom Event

Nächstes Event: Zolder, wo ich wohl gut 4 Jahre nicht mehr war mit Dunn Racing (am kommenden Donnerstag), freue mich schon sehr 😉

Update:

Hier noch das PDF des Gesamtergebnisses Bördesprint MSF Sauerland 04.06.2011

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