Yamaha R6 2006/2007 (RJ11): Benzinpumpe läuft nicht – Fehlersuche

Grmpf, na das nenne ich mal einen schlechten Start in die neue Saison: Erst passt die Lederkombi nicht mehr und es gelingt nicht, nach 10x Anprobieren Ersatz gefunden zu haben. Dann ist das gelöst und es soll bei bester Wettervorhersage zum Nürburgring gehen (Renntraining mit Doc Scholl stand an) – und meine Yamaha R6 springt nicht an…

Leider war die erhoffte Ursache (Battterie leer) wohl nicht das Problem – mit Fremdspannung von einer externen Batterie änderte sich nämlich weiter nichts. Konkret: Alle Kontroll-LEDs gehen an, Drehzahlmesser-Test läuft etc. – aber die Benzinpumpe tut nichts (üblicherweise hört man ja beim Einschalten der Zündung das Summen / Surren der Kraftstoffpumpe).

War beim Sturz letztes Jahr doch auch etwas von der Elektronik kaputtgegangen?

Meine erste Idee war dann der Diagnosemodus des Steuergeräts (ECU) – diesen soll man wie folgt aktivieren:

Meine Yamaha scheint aber das Werkstatthandbuch nicht gelesen zu haben – der Diagnosemodus lässt sich leider nicht aktivieren.

Ich habe mir dann für heute eine To-Do-Liste zusammengestellt (einiges war logisch, einiges habe ich aus dem Werkstatthandbuch):

  • Sicherungen prüfen
  • Wegfahrsperre prüfen: Startversuch mit rotem Schlüssel testen (wobei mir später aufgefallen ist, dass die Wegfahrsperre sicher nicht nur die Benzinzufuhr, sondern auch den Anlasser deaktivieren wird – der Test war also halbwegs sinnlos)
  • Not-Aus-Schalter prüfen (hier gilt das gleiche: Konnte ohnehin ausgeschlossen werden, da der Anlasser in Stellung “on” ja Strom bekommt – betätigt man den Killschalter, geht auch der Anlasser nicht mehr)
  • Benzinleitung prüfen / Tankentlüftung checken (war nicht notwendig, da die Benzinpumpe selbst funktionierte)
  • Benzinpumpe prüfen
  • Relais für Benzinpumpe prüfen
  • Neigungssensor bzw. Neigungswinkelsensor
  • Steuergerät

Was braucht man dazu? Am besten:

  • Spannungsprüfer
  • Werkstatthandbuch

Ich will nicht das ganze Werkstatthandbuch hier zitieren (am Ende des Artikels gibt es einen Link zum Download), aber auf ein paar Dinge gehe ich zumindest kurz ein:

Sicherungen prüfen

Das ist sicher die einfachste Disziplin – die jeder hinbekommen sollte 🙂

Wichtig zu wissen ist hier vielleicht, dass es bei der Yamaha R6 drei Sicherungskästen gibt: zwei unter der Sitzbank, einer vorne links unter der Seitenverkleidung (recht weit oben). Die genaue Position bitte der Betriebsanleitung, der Wartungsanleitung oder dem Reparaturhandbuch entnehmen.

Zentral waren bei meinem Problem (Benzinpumpe läuft nicht) natürlich die Sicherung für die Benzinpumpem Zündung etc. – es waren allerdings alle einwandfrei.

Wegfahrsperre prüfen

Wie oben schon beschrieben: Eigentlich war dies gar nicht notwendig, weil die Wegfahrsperre nicht nur die Benzinzufuhr, sondern u.a. auch den Anlasser deaktiviert. Wäre die Wegfahrsperre also aktiviert gewesen, so hätte sich also der Anlasser nicht gedreht. Nun gut, der Aufwand mal den roten Schlüssel zu testen ist ja nun nicht so gross…

Not-Aus-Schalter (“Killschalter”) prüfen

Hier gilt das Gleiche: Durch vorheriges Nachdenken wäre mir klar gewesen, dass ich den Schalter nicht hätte durchmessen müssen: In Stellung “ON” erhält der Anlasser Strom – betätigt man den Killschalter, geht auch der Anlasser nicht mehr.

Benzinpumpe prüfen

Der Test ist recht simpel und schnell gemacht:

  • Tank demontieren (wenn man nicht allzu ungeschickt ist, muss der Tank nicht k0mplett abgenommen werden – ca. 90° anheben und dann fixieren reicht)
  • den grünen Stecker (Stromversorgung der Benzinpumpe, kommt vom Kabelbaum) vom Tank abnehmen
  • die Benzinleitung lösen (am Tank dran lassen, an der Motorseite lösen)
  • den Benzinschlauch in einen geeigneten Behälter führen (Reserverkanister)
  • die Kontakte der Benzinpumpe an die Batterie (oder eine andere 12V-Quelle) anschließen (siehe Skizze)
  • wenn’s summt und Sprit läuft ist alles gut 🙂

Benzinleitung prüfen/entlüften

Dies war nicht notwendig, da (s.o.) die Benzinpumpe ja funktioniert und Benzin fördert.

Relais für Benzinpumpe prüfen

Das ist ein wenig fummelig – man braucht auf jeden Fall vier Hände oder passend kleine Kabelschuhe…

  • An Kontakt 1 (siehe Skizze rechts) den Pluspol der Batterie oder einer anderen 12V-Quelle anlegen (am besten mit einem Kabelschuh, damit man die Hände frei hat)
  • Entsprechend an Kontakt 2 Minus bzw. Masse anschließen (dito: am besten mit einem Kabelschuh oder einer Krokodilklemme)
  • Kontakte 3 und 4 an das Multimeter anschließen und durchmessen
  • wenn ein Leitungsdurchgang gemessen wird, sollte alles gut sein

Neigungssensor bzw. Neigungswinkelsensor

Recht simple Sache, wenn man weiß wie der Sturzsensor funktioniert:

  • Bei weniger als 65° Neigung (also im normalen Fahrbetrieb) gibt der Sensor 0,4 bis 1,4 Volt ab.
  • Steigt der Winkel auf mehr als 65° (Sturz!), liegt eine Spannung von 3,7 bis 4,4 Volt an.

Also:

  • Sensor demontieren (nur die 2 Inbusschrauben lösen)
  • Multimeter anschließen (mit den Kontakten kommt man mit ein wenig Geschick an der Isolierung vorbei, ohne sie zu beschädigen – siehe Photo)
  • Sensor gerade halten – Spannung prüfen
  • Sensor schräg halten – Spannung prüfen
  • Wenn die o.g. Werte angezeigt werden, funktioniert der Neigungssensor einwandfrei.

So sieht der Sensor aus:




Zwischenstand

Viel Arbeit, viel gelernt heute – aber leider startet meine Yamaha R6 noch immer nicht 🙁

Die Kabel zur ECU (Steuergerät) sehen soweit gut aus, ich werde nun mal eine andere ECU testen – bzw. diese Woche einfach mal jemanden dran lassen, der wirklich Ahnung hat 🙂


Quelle für die Grafiken: Yamaha Motors / Screenshots aus dem Werkstatthandbuch

Wer noch kein Wartungshandbuch vorliegen hat, kann dieses beim Yamaha Händler kaufen oder digital von r6club.de bekommen.

5 Comments

  1. Das war in der Tat ärgerlich – naja, hat halt nicht sollen sein.

    Ich hätte mal statt der Fehlersuche lieber die frischen Dunlop Slicks von der RJ11 auf die RJ03 (d.h. von der aktuellen R6 auf die alte) ummontieren sollen, dann hätte ich fahren können.

    Die läuft nämlich – wie immer – prima: Vergaser & weniger Elektronik ist schon auch cool 🙂

    Ich fürchte ja, dass nun eine neue ECU fällig ist, mal sehen…

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